Antrag zur Verbandsversammlung am 19. Dezember 2018.Der Antrag in den Beteiligungsausschuss verwiesen und am 20. März 2019 mehrheitlich durch einen Antrag der Koalition aus SPD, FDP, FW und Grüne ersetzt.
Kalmenhof Idstein als Ort des Gedenkens
Die Verbandsversammlung fordert den Verwaltungsausschuss auf
1. ein Gutachten über die genaue Lage der Gräberfelder der ermordeten Patienten und über das Ausmaß der vergangenen Verbrechen erstellen zu lassen sowie sich mit der Zukunft dieses Ortes auseinanderzusetzen.
2. zu prüfen, ob es die Möglichkeit gibt, dass der LWV den Kalmenhof als Gedenkstätte übernehmen kann.
3. zu prüfen, welche Förderungsmöglichkeiten von Seiten des Landes bestehen, um den Kalmenhof als Gedenkstätte zu erhalten.
4. die Ergebnisse der Forschung einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und ein pädagogisches Museumskonzept zu erarbeiten.
Begründung
2016 führte der Versuch des LWV, das ehemalige Kalmenhof-Krankenhaus zu verkaufen, zu Protesten. Stattdessen wurde vor Ort die Forderung erhoben, sich mit der Geschichte des Kalmenhofs auseinanderzusetzen. Von den rund 600 auf dem Kalmenhof ermordeten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sind etwa 370 Opfer auf einer bis heute nicht klar definierten Fläche nahe des Kalmenhof-Krankenhauses verscharrt worden.
Bisher soll es lediglich eine Probegrabung im Bereich der heutigen Gedenklandschaft gegeben haben, durchgeführt vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge, bei der zwei Gräber gefunden wurden. Weitere Untersuchungen zur Ortung der anderen Gräber gab es wohl nicht.
Die Geschichte des Kalmenhofs während des Faschismus gibt Zeugnis von den Folgen einer Ideologie, die Menschen mit Behinderung ein gleichwertiges Leben abspricht - bis hin zur Vernichtung von so genanntem lebensunwertem Leben.
Es wäre an der Zeit den Opfern ihre Würde und ihre Identität zurück zu geben. Dafür sollten zunächst die Gräber gefunden und kenntlich gemacht werden. Das Ausmaß der Verbrechen und das Schicksal der ermordeten Menschen sollten dann an einem Ort des Gedenkens dargestellt und öffentlich zugänglich gemacht werden: Der Kalmenhof sollte als Tatort eines Massenmords nicht aus der Erinnerung gestrichen werden.